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Anlässlich zur Fortsetzung der Herzensreihe im Februar, wenn Teil 4 erscheinen wird, gibt es den 2. Teil „Das Leuchten unserer Herzen“ bis einschließlich der Weihnachtsfeiertage reduziert für nur 0,99€ zu kaufen. Für alle Unentschlossenen gibt es eine längere Leseprobe, mit der sich Luise und Henry vielleicht in euer Herz schleichen. Alle Teile der Herzensreihe sind unabhängig voneinander zu lesen, auch wenn es wiederkehrende Figuren gibt.

Als sich die Türe des Spielwarengeschäfts öffnete und eine genervte Mutter mit einem schreienden Kind heraustrat, versuchte Luise ihre Aufmerksamkeit auf die Gegenwart zu richten. Sie konnte nicht ewig im Wagen sitzen bleiben. Sie atmete ein paar Mal tief durch, und befahl ihren Beinen, gefälligst auszusteigen und sie in den Laden zu tragen.

Nachdem sie die Türe schloss, sah sie sich im Raum um und entdeckte Henry sofort. Natürlich befand er sich nicht in der Babyabteilung, sondern studierte eingehend das Sortiment für ältere Kinder. Luise trat lautlos an ihn heran: „Und hast du etwas Schönes für große Jungs gefunden? Was soll ich dir denn spendieren?“

Henry wirbelte herum und tat, als ob er sie mit einem Laserschwert erdolchen wollte. „Wie wäre es damit?“ Amüsiert blickte er ihr in die Augen, was unweigerlich dazu führte, dass es in Luises Bauch zu kribbeln begann. Angenehm, aber verwirrend. Was tat er nur mit ihr? Unbeirrt fuchtelte er weiterhin mit dem Schwert, als ob er sich im Kampf befände. Luise konnte nicht anders, sie musste über seinen unbeschwerten Anblick lachen.

„Ich wusste gar nicht, dass du so albern sein kannst.“ Normalerweise trat Henry hart und überlegen auf. Henry, der Große, dem sie nichts recht machen konnte.

„Vielleicht kennst du mich doch nicht so gut, wie du dachtest.“ Er musterte sie so eindringlich, dass Luise es nicht schaffte, den Blickkontakt aufrecht zu erhalten. Um es zu verbergen, zeigte sie mit der Hand auf die Babyabteilung.

„Wollen wir uns nach einem Geschenk für Lia umsehen? Ich glaube kaum, dass sie deine Leidenschaft teilt.“ Luise deutete auf das Schwert.

 „Überredet.“ Henry stellte bedauernd das Spielzeug zurück.

 „Du widersprichst mir nicht? Henry, was ist los mit dir?“ Ihr Lachen nahm der Frage ihre Schärfe.

 Er sah sie lediglich von oben herab an und erwiderte: „Bei Kinderspielzeug mache ich dir deine Kompetenz nicht streitig. Anders würde es aussehen, wenn es um Sextoys ginge.“ Er verzog keine Miene bei seiner Äußerung.

Wie bitte? Hatte er das jetzt gerade ernsthaft gesagt? Obwohl Luise nicht zum Rotwerden neigte, in diesem Moment konnte sie es nicht verhindern. Sie würde sich ganz sicher nicht mit Henry über Sexspielzeug unterhalten. Das konnte er vergessen! Sie beschloss seine Äußerung unkommentiert stehen zu lassen, als sie ihm allerdings einen unauffälligen Blick zuwarf, konnte sie erkennen, dass er ihr Unwohlsein zur Kenntnis genommen hatte. Er grinste selbstzufrieden vor sich hin, was unweigerlich dazu führte, dass ihre Wut auf ihn erneut entfachte. Keinesfalls würde sie ihm die Genugtuung geben, zu zeigen, dass er sie schon wieder aus der Fassung gebracht hatte.

Luise konzentrierte sich auf ihre Aufgabe, ein Geschenk zu finden. Während sie die Spielsachen begutachtete, konnte sie immer wieder seine eindringlichen Blicke auf sich spüren. Blicke, die sie verunsicherten. Nachdem sie Henry einige Spielsachen vor die Nase hielt, die er allesamt als unwürdig abtat, konnten sie sich schließlich auf ein Schaukelpferd einigen, das Lia nutzen konnte, sobald sie etwas älter war.

„Dann kann sie sich in einigen Jahren von dem Fondssparplan, den ich für sie anlege, ein echtes Pferd kaufen“, grinste Henry und fragte kurz darauf unvermittelt: „Was schenkst du Lia eigentlich?“ Seine Frage führte dazu, dass Luise ihm erstmalig seit seiner sexuellen Anspielung in die Augen sah.

 „Von mir bekommt sie ein Erbstück meiner Oma. Silbernes Besteck mit Gravur ihres Namens.“ Kurz schwieg Henry, dann deutete er ein Lächeln an. „Auf die Idee, ihr etwas Persönliches zu schenken, bin ich gar nicht gekommen. Eine schöne Idee.“ Seine Worte schmeichelten ihrer Seele wie wohltuende Sonnenstrahlen nach einem harten kalten Winter.

Bevor sie nachdenken konnte, schlug sie vor: „Wir können ihr gerne das Besteck und das Schaukelpferd von uns beiden schenken.“ Henrys Lächeln verschwand und sein Blick sah verschlossen aus. Was hatte sie nun schon wieder verbrochen? Anscheinend hatte er ihren Vorschlag in den falschen Hals bekommen. Er sah sich im Geschäft um, als gäbe es dort etwas unglaublich Spannendes zu entdecken. Schließlich wandte er sich ihr zu und rieb sich mit der Hand hart über die Stirn, als wolle er unliebsame Gedanken ausradieren. Als sich ihre Augen erneut trafen, war seine Unnahbarkeit verschwunden und er sah sie offen an.

„Das ist lieb von dir. Ein schöner Gedanke.“ Er ließ unkommentiert, warum er das nicht gleich gesagt hatte. Luise schluckte eine unangemessene Erwiderung hinunter, sie wollte die angenehme, aber instabile Atmosphäre nicht sogleich wieder zerstören.

Schweigend betraten sie den Parkplatz. Seit seiner Antwort bezüglich der Geschenke hatte er kein Wort mehr an sie gerichtet. Warum vermittelt er mir jedes Mal das Gefühl, etwas falsch gemacht zu haben? Immer sage ich das Falsche, immer tue ich das Falsche. Ich habe es so satt!

„Danke, dass du mir geholfen hast. Ich möchte dich gerne zum Essen einladen.“ Ich glaube, ich träume. Luise zuckte zusammen und geriet ins Stolpern. Dabei ließ sie fast das Schaukelpferd fallen. Sie musste sich in den Griff bekommen, bevor er erkannte, was in ihr vorging.

Vorsichtig sah sie ihm in die Augen. Er grinste sie frech an. Um von sich abzulenken, bat sie ihn, den Kofferraum zu öffnen, verstaute das Geschenk und erwiderte schließlich spröde: „Warum bist du plötzlich so nett zu mir? Normalerweise kannst du es doch kaum abwarten, mir zu demonstrieren, wie lästig ich dir bin.“

Henry trat einen Schritt auf sie zu. Sie stand mit dem Rücken zum Auto und konnte nicht zurückweichen. Er stützte seine Hände links und rechts neben ihr am Auto ab, fixierte sie mit seinen tiefblauen Augen und sagte rau: „Vielleicht möchte ich dich besser kennenlernen. Vielleicht möchte ich die wirkliche Luise, die du so gut vor mir versteckst, kennenlernen.“

 Luise schwirrte der Kopf, ihr war schwindelig und ihre Knie wurden mit einem Mal so weich, dass sie unrühmlich zu Boden gesunken wäre, wenn er nicht blitzschnell seine Hände um ihre Taille gelegt hätte. Er hatte sie mit dieser Feststellung dermaßen aus der Fassung gebracht, dass sie Mühe hatte, Luft zu bekommen. Während sie ihr Gehirn krampfhaft nach einer Antwort durchforstete, dirigierte Henry sie auf den Beifahrersitz und fuhr los, ohne sie zu fragen, ob sie mitkommen wollte. Er warf ihr einen kurzen Blick zu und befahl kurz angebunden: „Schnall dich an.“

Diese harsche Aufforderung schaffte es den Nebel in ihrem Kopf zu lichten und sie gewann ihre Fassung zurück. „Wieso fällt dir das gerade jetzt ein?“ Neugierig sah sie ihn an. Diesmal vermied er es ihren Blick zu erwidern, sondern konzentrierte sich lieber auf den Verkehr.

„Raphael hat mir von deinem Jurastudium erzählt.“

 Aha, daher wehte der Wind. „Und das verschafft mir nun die unglaublich große Ehre, dass mir die Aufmerksamkeit des legendären, großartigen Henrys zuteilwird.“

Er hieb kurz aufs Lenkrad ein. Eine Geste, die ihr verdeutlichte, dass sie ihn erneut gereizt hatte. Dennoch antwortete er ruhig: „Ich möchte lediglich mit dir Essen gehen, um mehr über dich zu erfahren.“ Daraufhin war sie still und blieb die restliche Fahrt stumm. Luise konnte ihren Eindruck nicht erklären, aber sie empfand das Schweigen als etwas Gemeinsames, Einträchtiges. Irgendwie hatte die Stille zwischen ihnen etwas Angenehmes. Vielleicht lag es an dem einfachen Umstand, dass gemeinsames Schweigen weniger explosiv war, als eine Unterhaltung, die wirklich jedes Mal eskalierte.

 Als sie ausstiegen und sich auf dem Weg ins Restaurant befanden, sah Henry sie an und fragte: „Warum bist du so bemüht, mir die naive, etwas einfältige Luise vorzuspielen?“ „Nein, Henry, ich spiele dir nichts vor. Du warst bisher nur nicht bereit von deiner eingefahrenen Denkweise abzurücken. Du hast nicht bemerkt, dass ich mich in den letzten Jahren entwickelt habe, dass ich erwachsen geworden bin. Vielleicht wollte ich mich auch einfach nur vor dir schützen.“

Henry blieb abrupt stehen. Luise lief stur weiter, sie wollte ihn nicht ansehen. Ihr wurde ein wenig übel, als ihr klar wurde, dass sie aus der Nummer nicht mehr raus kam. Daher blieb sie stehen und drehte sich zu ihm um. Aufgrund des beruhigenden Sicherheitsabstandes zwischen sich und Henry legte sie nach: „Denn sonst hättest du dir ja eingestehen müssen, dass du in mir nicht mehr ausschließlich Raphaels nervige kleine Schwester siehst.“ Provokant sah sie ihn an. Luise wusste gar nicht, wie ihr geschah, als Henry schnellen Schrittes auf sie zukam.

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